Strickgraffitis in Hamburg

Publiziert am 07.08.2011

Pünktlich zur Eröffnung der Kunstmeile Harburg 2011 – NutzNetzWerke: Urban Art Installation – waren die Strickzeichen gesetzt……und am 6. August 2011 war es bei sehr wechselhaftem Wetter dann soweit.

Nachdem das Team von aachenstricktschön in den Wochen vorher im heimischen Aachen der Strickmaschine in der Annastrasse 18 die Sporen gegeben hatte, konnte ich in den Tagen vor der Ausstellungseröffnung in Harburg viel Gestricktes installieren.

Die Strickzeichen fanden ihren Platz an Unterführungen, an Bäumen, an Geländern, um Poller und auf Sitzmöbeln im öffentlichen Raum.

Interessant zu beobachten war, dass natürlich nicht nur die Farbgebung und die Art der Bestrickung, sondern auch der Bezug zum Ort und insbesondere der Bezug zu den dort ansässigen Menschen keine unerhebliche Rolle bei der Frage nach Sinn und Wirkung dieser Aktionen mit sich brachte und wohl immer wieder auch mit sich bringen wird.

Das Strickzeichen als Teil einer möglichen gesellschaftlichen Kommunikationsform wirkt nicht in jedem öffentlichen Raum gleich. Als Teil einer annehmbaren Strategie jenseits des alltäglichen Überlebenskampfes hatte es die nonverbale Kommunikation in Form von solch gestrickten Zeichen in Harburg jenseits von Werbung und Konsum ungleich schwerer überhaupt wahrgenommen zu werden.

Die Harburger reagierten insgesamt sehr viel verhaltener auf unsere Aktion, als es z.B. die Aachener Bürger bei unseren beiden vorangegangenen Strickaktionen getan hatten. Die Orte – in der Fußgänger, in den Arcaden und vor und im Kunsthafen 59° – waren von sehr unterschiedlichem Publikum besucht, bzw. frequentiert. Gespräche über die Graffitis im öffentlichen Raum fanden mit Passanten kaum statt…statt dessen erzählten die Menschen aus ihrem teilweise sehr schweren und sich am Rand sozialer Eingebundenheit stattfindenden Lebens.
Auffallend war die Hoffnungslosigkeit, der die Menschen Ausdruck verliehen, darüber, dass solche „schönen“ Dinge an solchen Orten doch eigentlich keine Überlebenschancen hätten.

Mit so viel Resignation vor Ort konfrontiert war die Freude über das Lächeln auf den Gesichtern einzelner Passanten um so größer. Beim Stricken am Samstag nachmittag auf dem Spielplatz in der Lüneburger Straße konnte die Technik dann auch der einen oder anderen strickbegeisterten Anfängerin vermittelt werden.

Die Kunstinteressierten, die mit dem Kunsthafen 59 ° weit über die Grenzen Harburgs hinaus verbunden sind, kamen in Harburg allerdings voll auf ihre Kosten und so können wir insgesamt gute Kritiken und viel Lob mit nach Aachen zurück bringen…und feilen bereits voller Elan und Zuversicht an den kommenden Projekten.

Das Label aachenstricktschön blickt spannenden Zeiten entgegen, denn die ersten Projekte zeigen schon jetzt eine Vielzahl von Möglichkeiten zur sinnvollen Weiterentwicklung und wir sind sehr gespannt auf die Entfaltung der Kommunikationsfähigkeit der Strickzeichen in den 4 Wochen, die die Strickgraffitis in Harburg im öffentlichen Raum noch hängen bleiben werden.

Und hier noch zwei interessante Links, die wir auch aus Hamburg mitgebracht haben: das Designnetzwerk Hallo Handmade stellte auf seiner Webseite den sehr schön, übersichtlich und interessant gestalteten Blog „jodiijodii“ vor, der von Menschen berichtet, die Dinge mit der Hand…als Unikate…anfertigen. Es lohnt also einen Blick in diese Blogs zu werfen…

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